Der Verein und seine Geschichte



Hofgesellschaft 1914


Zu Anfang dieses Jahrhunderts wurden in unserem hiesigen Lebensraum im Aggertal, die Bürger, aus welchen Gründen auch immer, gesellschaftlich aktiv. Jedoch beiderseits des immer wieder trennenden Flüsschens, fein säuberlich getrennt in hüben und drüben. Es wurden Vereine gegründet, Feuerwehren und Sänger, Turner und Schützen eiferten bereits bestehenden Vorbildern nach.

Welche Motive nun wirklich die ausschlaggebenden waren, auch einen Schützenverein zu gründen, der sogar die "Homburger" aus dem "Freistaat Brück" mit den "Schwarzenbergern" von der anderen Seite zusammenführte ist heute schwer zu ergründen. Unsere Väter und Großväter wussten hierzu unterschiedliche Histörchen zu berichten. Jedenfalls war sicherlich die damalige "Grenzsituation", die letzlich erst im Jahre 1969 durch die kommunale Gebietsreform beendet wurde, bei der Vereinsgründung und der Namensgebung bestimmt kein kurzes Thema.

Daher war die Namenswahl "Aggertaler-Schützengilde" auch noch aus heutiger Sicht eine salomonische und sehr kluge Zukunftsentscheidung. Die Ortsbenennung "Brück" vor "Dieringhausen" macht die damalige Konkurrenzsituation klar erkennbar. So steht noch 1928 in notariellen Schenkungsverträgen der Grundstücke im Rennsiefen, auf denen heute Schützenhaus und Schießstand stehen, die Bedingung, dass jedenfalls dann der Grundbesitz unentgeltlich dem Spender zurückzugeben sei, wenn die Gilde ihren Sitz von Brück fortverlegen würde - gemeint sein konnte sicherlich nur nach Dieringhausen!


Festgesellschaft 1926

Hofgesellschaft 1932


Heute versteht man diese Denkweise nicht mehr, aber sie basierte auf der geschichtlichen Tatsache, dass der Aggerraum mit seinen angrenzenden Bergen bereits seit der Besiedlung durch Franken und Sachsen über die Jahrhunderte hinweg Grenzland gewesen ist. Die dialektischen Sprachunterschiede haben sich bis zum heutigen Tag erhalten. Hieraus den Schluß zu ziehen, dass beiderseits der Agger wegen der Grenznähe wehrhafte Männer schon vor Hunderten von Jahren Schutz- und Wehrgemeinschaften zur Sicherung der Grenzen gebildet hätten, und daraus eine alte Tradition der hiesigen Schützenvereine abzuleiten, bleibt dahingestellt.

Der erste Vorsitzende der "Aggertaler-Schützengilde", der gewichtige Apotheker Josef Hommelsheim muß schon ein energiegeladener Mann gewesen sein, wenn es ihm mit der Namensgebung für die Gilde gelang, die geschilderten Grenzen zu überwinden, Gemeinsamkeiten zu wecken, und dadurch der Schützenvereinsidee zum Erfolg zu verhelfen.

Nun geschieht es oft im Leben, wenn Gegensätzliches sich auf einen Nenner einigt, wird Ansporn zu besonderen Leistungen herausgefordert. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass, nachdem Josef Hommelsheim auch der erste Schützenkönig der Gilde im Jahre 1909 wurde, das gesellige Treiben der "Vereinigten Schützen" in den folgenden Jahren eine derartige Anziehungskraft ausübte, dass bei Ausbruch des 1. Weltkrieges der Verein eine stattliche Mitgliederzahl aufweisen konnte. So muss den Gründern unserer Gilde bestätigt werden, dass sie eine Pioniertat vollbrachten, wenn man weiß, dass manche anderen Vereinigungen in unserem Tal erst viel später über die Grenzen hinweg zusammenfinden konnten.

Nach dem ersten Weltkrieg fanden sich dann 1924 wieder mehrere Schützenbrüder zu einem Neuanfang zusammen. Dass dies erst nach mehreren Jahren möglich wurde, mag einmal an der wirtschaftlich schlechten Zeit und der Inflation gelegen haben, zum anderen war der 1912 gewählte 1. Vorsitzende Gustav Spitzer zwischenzeitlich verstorben, und es fehlte ein verantwortlicher Initiator.

Der in Dieringhausen unvergessene Schützenoberst Emil Schmitz wurde 1924 mit seiner Wahl zum 1. Vorsitzenden zu einem wahren Motor der Gilde. Im gleichen Jahr trat der Verein dem neu gegründeten Oberbergischen Schützenbund bei.

1925 feierte man das erste Nachkriegs-Schützenfest im Rennsiefen, beschloss und vollendete 1926 den Bau eines Schießstandes. Das anwachsen der Mitgliederzahl gab den Mut, dann 1927 das Bundesschiessen des Oberbergischen Schützenbundes zu übernehmen. 1930 wurde trotz wirtschaftlich schlechter Zeiten mit übergroßer Arbeitslosigkeit, der weitere Ausbau des Schießstandes im Rennsiefen sowie auch des Festplatzes beschlossen. Mit beispielhaftem Arbeitseinsatz der Schützen konnte der Plan bis 1933 zum 25jährigen Vereinsjubiläum - verbunden mit dem Bundesschützenfest des Oberbergischen Schützenbundes, - in die Tat umgesetzt werden.

Die Mitgliederzahl war über 200 angewachsen, und die Gilde zählte damit zu den mitgliederstärksten Vereinen im Oberbergischen. Die freundschaftlichen Beziehungen zu den Nachbarvereinen zu pflegen, war eine wichtige Aufgabe der Gilde zu dieser Zeit. Die damals begonnenen und gewachsenen Verbindungen zu den Schützenvereinen in Mühle -Ahlefeld, Remmelsohl, Ründeroth, Vollmerhausen, und Kaltenbach bestehen bis heute fort und bleiben ein Band bester Schützenkameradschaft. Die Schützenfeste im Rennsiefen wurden in diesen Jahren zu einem Begriff für die Pflege der Geselligkeit, und bildeten jeweils den Höhepunkt im leben einer fest verankerten Schützengemeinschaft.

Nach Hans Köppe, der 1933 den verdienstvollen Schützenbruder Emil Schmitz als Vorsitzender ablöste, übernahm 1936 Friedel Sprenger dieses Amt. Er war ein ausgezeichneter Schützenbruder und verstand es, einen guten Mittelweg zwischen dem damals aufgezwungenen Vereinsstatut und der geselligen Schützentradition zu finden und zu bewahren.

Der 2. Weltkrieg unterbrach das Vereinsleben abermals, und in den ersten Nachkriegsjahren hat sich der Ehrenvorsitzende und Schützenmajor Emil Katthage nicht nur um den 1949 begonnenen Wiederaufbau der Gilde große Verdienste erworben, sondern sein Name wird immer deshalb einen Ehrenplatz in der Chronik haben, weil er durch sein mannhaftes Auftreten verhinderte, dass damals das Grundeigentum der Gilde im Rennsiefen verloren ging.

In der Zeit der Vereinsführung durch Walter Rosenkranz ab 1951 wurden weitere Grundlagen für das Wachsen des Vereins zu seinem heutigen Stand gelegt. Der Entschluss, das Schützenfest zukünftig in der Aggerhalle mit größerer Kirmes zu feiern, - der Platz im Rennsiefen war zu klein geworden, - der mutige Schritt zum Wiederaufbau des Schießstandes, die Neugründung eines Offizierkorps waren richtungsweisend für die Zukunft.


Hofgesellschaft 1955

Hofgesellschaft 1958


Der 1955 gewählte Vorsitzende Werner Schirp fand bei seinem Amtsantritt einen Berg von Beschlüssen und Plänen vor, die in eifrigem Einsatz vollzogen werden mussten, und die in ihrer Ausführung immer wieder neue zu gestaltende und zu erledigende Aufgaben auslösten. Werner Schirp, in seiner Arbeit stets auf Ausgleich bedacht, fand die Unterstützung eifriger Mitarbeiter im Vorstand und in den Reihen der Schützenbrüder und baute eine gesunde und funktionierende Basis im Vereinsgeschehen. die es ermöglichte, die sportlichen und geselligen

Interessenrichtungen innerhalb des Vereins zu einer harmonischen und zueinander ausgewogenen Gemeinschaft zu vereinen.

Nach dem Beitritt der Gilde zum Rheinischen Schützenbund e. V. im Jahre 1914 rückte die sportliche Seite in den Vordergrund. Um nach den Bedingungen der Sportordnungen eine sachgemäße Ausübung des sportlichen Schießens mit den notwendigen Trainingsmöglichkeiten anbieten zu können, wurden in drei Bauabschnitten 1958, 1964 und 1968 Schützenhaus und Standanlagen neu erstellt und ausgebaut. Fast alle Sportdisziplinen können heute ausgeübt werden.

Die gesellige Betätigung erlebte parallel hierzu einen gleichen Aufschwung. Durch die Anschaffung der Schützenröcke für viele Mitglieder konnte das äußere Bild geprägt werden.

Das 50jährige Vereinsjubiläum, - wiederum verbunden mit dem Bundesschützenfest des Oberbergischen Schützenbundes im Jahre 1958 zeigte durch eine damals großartige Veranstaltung eine geschlossene, und auf festen Füssen stehende Gilde. Es ließ gleichermaßen erkennen, wie eng die Gilde mit der Bürgerschaft unseres Raumes verbunden ist. Seitdem haben die Schützenfeste alljährlich am ersten Septemberwochenende einen festen Platz im gesellschaftlichen Leben des Ortsbereichs. Kein Wunder, dass der Mitgliederzuwachs von Jahr zu Jahr eine positive Tendenz aufweist.

Eine heute starke Jungschützengruppe, eine sehr eifrige Damenriege, die Einführung der Kaiserwürde mit dem Kaiservogelschießen, die Gründung der Königsrunde, um einige der Aktivitäten zu nennen, halten das Vereinsleben ständig in Bewegung. Sie sind auch ein Beweis dafür, dass eine Kontinuität in der Vereinsführung Gewähr für ein stetes und beliebtes Wachsen einer Vereinigung von Gleichgesinnten ist.

Wenn die Gründer aus dem Jahre 1908 heute in unseren Reihen sein könnten, würden sie mit Sicherheit feststellen, dass ihre Aggertaler-Schützengilde zu dem geworden ist, was sie als wünschenswertes Ziel sich damals vorgestellt und angestrebt hatten. Blickt man auf die vielen Jahre der Vereinsgeschichte zurück und liest aufmerksam die Protokolle und Jahresberichte, muss man mit Befriedigung feststellen, dass bis auf den heutigen Tag in allen Jahren die erfolgreiche Arbeit der Vorsitzenden und ihrer Vorstandsmitglieder einherging mit der aktiven Mitarbeit vieler genannter und ungenannter Schützenbrüder, deren "Freizeit-Hobby" ihr Einsatz für Ihre Gilde war und ist.

Ihnen allen, die sowohl Motor wie auch Ausführende der Ideen und Vorschläge waren, hat die Gilde ihr Wachsen, ihren Fortbestand und ihren Platz und Ansehen in der Öffentlichkeit zu verdanken. So sollen diese Zeilen auch eine Danksagung sein an alle Schützenschwestern und Schützenbrüder die über viele Jahre hinweg ihrer Gilde die Treue gehalten haben und mit ihrer Mitarbeit in vielen Positionen des Vereinslebens den Fortbestand sicherstellten. In Freundschaft und Kameradschaftlichkeit wurden Leistungen vollbracht, die uneigennützig der Gemeinschaft dienten und Beispiel und Vorbild für die kommenden Jahrzehnte sein sollten. Einzelheiten hierzu geben die Vereinsprotokolle der Schriftführer und die Jahresberichte wieder. Hierin sind die sportlichen und vereinsfördernden Bemühungen und Leistungen der Mitglieder namentlich festgehalten. Möge eine vertrauensvolle Zusammenarbeit immer die Zeitprobleme überdauern!

Auch die Feierlichkeiten 1983 anlässlich des 75jährigen Jubiläums waren wiederum verbunden mit dem von der Gilde ausgerichteten Bundesschützenfest des Oberbergischen Schützenbundes, Dies ist gleichzeitig auch Ausdruck und Beweis für unsere feste Verwurzelung mit den Gemeinsamkeiten des Schützenwesens in unserer engeren Heimatregion.

Die lange und erfolgreiche Amtszeit von Werner Schirp endete erst mit seinem Tod. 1993 übernahm Jürgen Heymuth die Führung der Gilde. Unter seiner Leitung begann die Planung für einen erneuten Umbau des Schießstandes. 1998 zog sich Jürgen Heymuth aus dem geschäftsführenden Vorstand zurück. Rolf Heimann übernahm das Zepter und realisierte die von Jürgen Trelle erarbeiteten Pläne. Hier möchten wir uns für die Unterstützung durch Architekt Dipl.-Ing. Peter Wirsing besonders bedanken. Nach dem höchsten finanziellen Aufwand in der Vereinsgeschichte und den bemerkenswerten Arbeits-Einsätzen einiger Vereinsmitglieder erstrahlt das Vereinsheim heute in neuem Glanz und ist insbesondere aüßerlich nicht wiederzuerkennen. Verantwortlich dafür ist das neue Giebeldach, welches man ohne Übertreibung als eine Baumaßnahme für die Zukunft bezeichnen darf. Diese Dachkonstruktion wird das Gebäude sehr viel besser schützen als das alte Flachdach, und der mit dem neuen Dach verbundene Schallschutz erlaubt es uns, unseren doch etwas hörbaren Sport auch in den folgenden Jahren ohne Ärger mit den Nachbarn in einem dicht besiedelten Wohngebiet auszuüben.

Wir sind gewiss, dass der Wahlspruch auf unserer Vereinsfahne

AUS ALTER WURZEL NEUE KRAFT

für die weiteren Jahre der Aggertaler Schützengilde ein guter und beständiger Wegweiser, ein fortgesetzter Mahner für die Zukunft, und eine Aufforderung zur Rückbesinnung auf das Vergangene sein und bleiben wird.




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